
Tabaibusch – die stachelige Frucht von Madeira
Wer in Madeira aufmerksam durch die Landschaft wandert, entdeckt sie fast überall: die Tabaibusch, die Früchte des Kaktus (auch als Feigenkaktus bekannt). Leuchtend rot oder orange hängen sie an den stacheligen Blättern und sind eine süße Versuchung – wenn man es schafft, sie heil zu ernten.
Neulich, auf meinem Weg den Berg hoch – begleitet von meiner Hündin Kitty, konnte ich beobachten, wie die Locals in Paul do Mar diese besonderen Früchte ernten. Und schnell wurde mir klar: Einfach mal pflücken ist hier nicht drin.

Die Früchte sind von feinen, aber fiesen Stacheln geschützt. Wer sie mit bloßen Händen anfasst, riskiert unangenehme Erinnerungen in den Fingern. Deshalb haben die Menschen auf Madeira clevere Methoden entwickelt. Manche schneiden Plastikflaschen entzwei und nutzen den oberen Teil, um die Früchte mit einem Dreh abzubrechen. Andere wickeln Zeitungspapier um die Hand und greifen so zu. Wieder andere bauen sich richtige Konstruktionen, oft aus Bambus oder Zuckerrohr, mit denen sie auch hoch oben wachsende Früchte erreichen können.
Besonders beeindruckend war es, die Männer hoch oben am Hang zu sehen, wie sie zwischen Sträuchern und Felsen balancierten, um an die süßen Schätze zu gelangen.
Die Tabaibusch ist nicht nur lecker, sondern auch Teil der lokalen Tradition. Sie wird pur gegessen, zu Marmelade verarbeitet oder in Desserts verwendet. Ihr Geschmack erinnert an eine Mischung aus Melone und Birne – frisch, süß und voller Sonne. Wer nicht selbst Hand anlegen möchte, findet die Früchte übrigens auch auf den lokalen Märkten: zum Beispiel sonntags auf dem Farmers Market in Prazeres oder in der Markthalle in Funchal, wo sie meist etwas teurer angeboten werden.
Wer also Madeira besucht, sollte unbedingt einmal probieren. Aber Vorsicht: Lasst das Pflücken lieber den Profis.

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